Bericht des zweiten Plenums des Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen
Am 20.01.2017, von 19:15 Uhr bis 22:15 Uhr, fand das Plenum des Bündnisses Hamburger Flüchtlingsinitiativen in der Aula der ehemaligen Schule am Eichtalpark, Waldörferstraße 91, statt.
Nach sieben Monaten Bündnisarbeit war das Plenum mit ca. 130 Anwesenden sehr gut besucht. Die VertreterInnen von vielen unterschiedlichen Initiativen und Organisationen sorgten für einen lebhaften Abend. Das BHFI lebt von seiner Vielfalt und dieser bunte Strauß an Meinungen garantiert wie immer rege Diskussionen und viele Anregungen. Zum Glück hatte Jonas Bachmann mit viel Witz und Charme alles im Griff. Danke Jonas für deine super Moderation!
Nach einer grundsätzlichen Debatte über die basis-demokratischen Möglichkeiten in der Bündnisarbeit und Wahlverfahren stellte der SprecherInnenrat in seinem Rechenschaftsbericht vor, was seit Gründung des Bündnisses passiert ist. Anschließend äußerte das Plenum Wünsche und Anregungen für die weitere Ausrichtung des Bündnisses. Mit dem Anspruch, nicht nur Ehrenamtlichen, sondern auch Geflüchteten eine Stimme zu geben, war die stärkste Forderung aus dem Plenum klar und berechtigt: eine noch stärkere Einbindung von Geflüchteten und ihren Organisationen.
“Nothing about us without us.” sagte auch Khaled Almaani, eines der neu gewählten Mitglieder des BHFI-SprecherInnenrats. “Eine starke Repräsentation in einer Organisation wie dem BHFI ist äußerst wichtig. Für gelingende Integration, gleiche Chancen und Teilhabe ist die gesellschaftliche Aktivierung vor allem der Betroffenen von größter Bedeutung.”
Deutlich wurde aber: das BHFI ist nicht nur der SprecherInnenrat. Es lebt durch die Arbeit der Arbeitsgruppen. Deshalb stellten diese ihre Arbeit und Erfolge der vergangenen Monate vor. Alle betonten, dass sie sich über weitere Unterstützung sehr freuen würden und diese dringend brauchen. Jede oder jeder ist eingeladen mitzumachen und ihren oder seinen Beitrag zu leisten.
Ein Meilenstein war das Konzept der Ombudsstelle der AG “Interaktion Haupt- und Ehrenamt”. Dieses wurde in Gesprächen mit der Behördenleitung der BASFI erörtert und steht kurz vor dem Abschluss. Ein Erfolg, der von den Anwesenden begeistert aufgenommen wurde!
“Wir sind stolz auf die Fortschritte, die wir in so kurzer Zeit gemacht haben” sagt Hendrikje Blandow-Schlegel, Leiterin der AG “Interaktion Haupt- und Ehrenamt”, “Mit der Berichterstattung, Dokumentation und Evaluation der Arbeit wird eine prophylaktische und die Strukturen verändernde Arbeit möglich sein.”
Die Begleitung von Personen in ihr neues Leben bei uns ist ein weiteres wichtiges Anliegen. Patenschaften sind ein erfolgreiches Modell, das weit über Behördengänge und juristischen Fragen hinausreicht. Hier entstehen Freundschaften und das Ankommen beginnt. Deshalb hat es sich die AG “Patenschaft und Begleitung” zum Ziel gesetzt, diese zu stärken und bekannt zu machen. Dafür wird in den nächsten Monaten eine große Kampagne mit verschiedenen Partnern für Paten und Patenschaft in Hamburg in die Wege geleitet. Damit mehr Menschen zusammenkommen und sich gegenseitig unterstützen.
Auch die AG “Berufliche Integration” hat vieles erreicht. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt birgt einige Hürden. Sei es der Lebenslauf, das richtige Bewerbungsfoto und -outfit oder der “Verhaltenskodex” bei einem Bewerbungsgespräch. Um diesen wichtigen Schritt zu meistern, hat die AG ein Projekt ins Leben gerufen, das genau diese Punkte anspricht und mit gezieltem Coaching bei der Erstellung der entsprechenden Unterlagen, Fotos und Dokumente unterstützt. Denn in unserer Gesellschaft definiert sich Teilhabe auch über das Berufsleben.
Das BHFI setzt sich für das Willkommen und Ankommen der Menschen in unserer Stadt ein. Das bedeutet auch, die Gewissheit angekommen zu sein. Dieses Ankommen wird durch drohende Abschiebungen und das Gefühl von Unsicherheit erschwert. Deshalb kritisiert das Bündnis mit großer Unterstützung des Plenums die aktuelle Abschiebepolitik nach Afghanistan. Dem wird unter anderem mit der Petition “Hamburg: Keine Abschiebungen nach Afghanistan” Rechnung getragen.
Neben den Menschen, die hier in Hamburg nach einem bestmöglichen Leben streben, mit all den Widrigkeiten, die dies mit sich bringt, kritisiert das Bündnis über die Stadtgrenzen hinaus die deutsche und europäische Abschottungspolitik im Allgemeinen. Neben dem von der AG “Flucht und Bleiben” entworfenen und vom Plenum verabschiedeten Grundsatzpapier zur Abschottungspolitik (Antrag und Langfassung), unterstützt das Bündnis die Petition “Hamburg hat Platz” zur Aufnahme von 1000 Flüchtenden, die in Griechenland festsitzen.
Auch unsere anderen AGs sind in verschiedenen Themenbereichen aktiv und berichteten über ihre Arbeit. So gibt es die AGs “Bildung und Sprache”, “Interaktion mit Organisationen Geflüchteter”, “Interne Organisation”, “Standards in den Einrichtungen”, “Wohnen” und “Beiräte”. Sie alle freuen sich über Unterstützung und Input. Und auch neue AGs lassen sich ohne weiteres gründen. Wenn ein Thema bisher nicht von uns berücksichtigt wird, kann der Koordinierungskreis jederzeit dazu eine AG ins Leben rufen.
Um die operative Arbeit des Bündnisses zu verstetigen, wurde der Wunsch nach einem verstärkten Zugehen auf Hamburger Initiativen laut. Außerdem wurde ein Strukturpapier als Arbeitsgrundlage zur weiteren Ausdefinierung durch den KK angenommen. Anträge zur Verbesserung des Papiers können bis zum 17.02. an den SprecherInnenrat (sprecherinnenrat@bhfi.de) gesendet werden und werden dann im nächsten Koordinierungskreis behandelt. Zur Struktur und der Ausgestaltung des Strukturpapiers soll im nächsten Plenum eine ausführlichere Diskussion stattfinden.
Außerdem haben wir ein Logo. Habemus logum! Die “hanseatische Friedensmöwe” wird in Zukunft für das BHFI stehen. Die aus drei Entwürfen ausgewählte Skizze wird nun von einer wunderbaren Grafikerin für uns ausgearbeitet. Wir freuen uns, euch in den nächsten Wochen das fertige, neue Logo vorzustellen.
Und last but not least wurde an diesem Abend ein neuer SprecherInnenrat gewählt:
Khaled Almaani, Hakim Chohbishat, Annika Jähnke, Andreas Kaiser, Jonathan Petzold und Johanna von Hammerstein.
Wir freuen uns auf die Arbeit unserer vier “alten” und zwei “neuen” SprecherInnen.
(alter und neu gewählter SprecherInnerat von links nach rechts: Hakim Chohbishat, Khaled Almaani, Andreas Kaiser, Jonathan Petzold, Annika Jähnke, Layla Lopes, Gabriele Jungitsch, Elif Korkmaz, Benizar Gündogdu, Johanna von Hammerstein)
“Wir danken allen ausgeschiedenen Sprecherinnen für ihre Arbeit in den letzten Monaten. Wir hatten eine aufregende, arbeitsintensive Zeit.” sagt Johanna von Hammerstein, neue und alte Sprecherin des BHFI. ”Wir standen mit nichts da, außer einer Struktur auf einem Blatt Papier und großen Zielen und Erwartungen. Nach sieben Monaten lässt sich sagen: Wir haben viel erreicht, aber es liegt auch noch viel vor uns.”